Kein Bild ist eine Insel
Wie prägt das Teilen unseren Umgang mit Bildern?
- kuratiert von Fabian Knierim -
Natalie Bookchin, Hans-Peter Feldmann,
Andreas Horlitz & Reinhard Matz, Stefan Karrer,
Marc Lee, Eva & Franco Mattes, D. H. Saur,
Joachim Schmid, Juergen Teller, Amalia Ulman,
Andrew Norman Wilson
Wie gebrauchen wir Bilder heute? Wir teilen sie. Seit ihrer Erfindung ist die Fotografie ein Medium des sozialen Austauschs, mittels dessen sich Menschen zueinander in Beziehung setzen. Mit der Digitalisierung ist nicht nur die Menge fotografischer Bilder explodiert, auch ihre bereits in der analogen Ära charakteristische Reproduzierbarkeit und Distributionsfähigkeit hat sich potenziert. Durch die Verbindung von Smartphone und Kamera ist nahezu alles, zu jeder Zeit, von jeder Nutzerin und jedem Nutzer fotografisch dokumentierbar, und kann im selben Moment an Millionen andere übertragen werden.
Fotografien, so scheint es, realisieren in einer solchermaßen vernetzten Kultur ihr Kapital nur dann vollständig, wenn sie mit anderen geteilt werden. Sharing ist die fotografische Gebrauchsweise der Stunde. Das einzelne, isolierte Bild hat ausgedient, stattdessen tauchen Fotografien als Teil von Kommunikationsketten und Beziehungsnetzen auf. In den sozialen Medien und in Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Snapchat sagt ein Foto oft mehr als tausend Worte oder 140 Zeichen, es verlangt nach einer Antwort, wird geliked, gehated und erneut geshared. Als Memes breiten sich Bilder über das Internet wie ein Virus aus, werden von Usern modifiziert und wieder in die Umlaufbahn entlassen. Ihr natürlicher Zustand ist die Zirkulation. Jede Google-Suche fördert nie nur ein einzelnes Bild aus den Archiven des Internets zu Tage, sondern stets eine Hundertschaft. Jedes Foto auf Facebook oder Instagram ordnet sich in eine Online-Biografie ein und ist per Hashtag mit einer Vielzahl anderer Aufnahmen verknüpft. Kein Bild ist eine Insel.
Die Motivationen, aus denen heraus Bilder geteilt werden, sind dabei so unterschiedlich wie widerspruchsvoll. Wir teilen, um mit anderen zu kommunizieren, um uns abzugrenzen und anzupassen, um uns unserer selbst zu versichern, zum Zeitvertreib und als politische Äußerung. Sharing produziert Gemeinschaft und Ausgrenzung, es ermächtigt, übt soziale Kontrolle aus, definiert neue Genres und ist ein ökonomischer Faktor. Für die Arbeiten der Ausstellung sind die zirkulierenden Bilder Material und Thema gleichermaßen. Sie fragen nach den ästhetischen und sozialen Konventionen, die sich durch das Teilen herausbilden, nach dem Verhältnis von öffentlich und privat, von Individuum und Community und nach Strategien, den Bilderfluss zu regulieren und der Masse an frei flottierenden Bildern Herr zu werden.
Excerpt from the exhibition text Kein Bild ist eine Insel / No Image Is an Island:
[...] A voice-over leads viewers through the folders and reads out the comments that were originally posted [...] with the photos of cloud and wave formations. The enthusiasm with which the images are tagged as “cool clouds” and “crazy waves” goes hand in hand with a sense of regret that they sometimes fail to match reality, a recurring motif.
Kein Bild ist eine Insel - Biennale für aktuelle Fotografie
Exhibition September 9 - November 5, 2017
Farewell Photography, Biennale für aktuelle Fotografie
Kein Bild ist eine Insel, Port25, Mannheim
Cool clouds that look like they should be spelling something, but they don't